Warum ich Instagram verlassen habe

...und ein Bisschen aus meiner Perspektive und Erfahrung mit der online Selbstwirksamkeits-Welt

Es fühlt sich ein bisschen verrückt an, das zu sagen, aber ich spürte eine gewisse Angst, als ich anfing, ernsthaft darüber nachzudenken, mein Instagramprofil zu löschen 😆
Die Hauptgründe dafür waren eine gewisse FOMO und die Bedenken, dass manche Leute meine Inhalte nicht mehr sehen würden. Mir bedeutet es jedoch etwas, meine Gedanken und Einsichten zu teilen.

Ich entschied mich jedoch, dass YouTube, mein Podcast „Seelenwege“ und dieser Blog, genauso wie mein erstes Buch, welches sich stetig der Veröffentlichung nähert, meine bevorzugten Wege sind, um zu teilen. Dies sind auch die Medien, die ich selbst bevorzugt konsumiere.

Mir ist bewusst, dass manche Menschen Instagram mögen und es auch auf nützliche Art und Weise verwenden. Scheinbar können es manche von uns zu ihrem Vorteil nutzen und genießen das auch. Ich sehe die Welt immer weniger als „entweder oder“. Dennoch war mir danach, mit meiner Beziehung zu Instagram etwas Radikaleres zu tun. Deshalb ist dieser Artikel auch eher auf die Schattenseiten der Instagram-erfahrung gerichtet 😉😋

Hier sind also die Hauptgründe, für die ich die Plattform verlassen habe und was meine Gedanken zu dieser wilden Welt sind.

1. Selbst-Verherrlichung

Ich habe das getan – Dinge geteilt, die sich schlichtweg selbst-verherrlichend anfühlten und aus einem inneren Wunsch, gesehen werden zu wollen, kamen. Ich wollte von anderen Menschen gesehen und anerkannt werden.
Je tiefer ich in meiner Reise der Heilung und Integration kam, desto mehr erkannte ich, was ich da getan hatte.
Ein Gefühl der Zugehörigkeit, der Anerkennung für unser authentisches Selbst gesehen zu werden – dies sind ziemlich fundamentale menschliche Bedürfnisse und Instagram gibt uns eine ziemlich verzerrte Möglichkeit, diese Bedürfnisse zu befriedigen…nur eben nicht sehr profund.
So erlebe ich auch die Instagram Profile von vielen anderen heutzutage (bzw. als ich dort noch unterwegs war).
Natürlich kann hier argumentiert werden, dass ich projiziere und meine Perspektive subjektiv ist. Yep.
Aber ich bin es auch echt Leid, immer wieder aufgetakelte Bilder zu sehen, die im Namen des sogenannten „Selbst-Empowerments“ oder für „Inspiration“ stattfinden.

Diese „inspirierenden“ Bilder und Posts können uns heftig von unseren eigenen Wünschen, Träumen und inneren Stimmen ablenken, indem sie uns ein Bild zeigen, welches wir dann denken, auch zu wollen. Ich habe hierüber vor einigen Monaten schonmal in einem Video gesprochen (zum Video geht’s hier).

2. Authentizität auf Instagram fühlt sich alt an

Ich hörte einst jemanden sagen: „Wenn du anfängst, authentisch zu leben, wird deine Authentizität zuerst chaotisch sein“ Ich mag diese Perspektive, denn ich denke, wenn wir anfangen, ehrlich darüber zu sein, wie wir uns fühlen, so bedeutet das für viele von uns, dass zuerst einmal die unterdrückten Gefühle an die Oberfläche kommen und die sind oft Traurigkeit, Wut, Rage, usw. Aber unsere Authentizität ist auch unser Strahlen.
Unsere Neugier, unsere kindliche, verspielte Seite, genauso wie unsere wunderschöne… Ich habe zum Beispiel erkannt, dass ich ein authentisches Selbst habe, welches sich nicht dafür begeistert, mich in der lauten Instagram-Welt zu zeigen. Ich bin mir sicher, dass es auch aufrichtig authentische Seelen auf Instagram gibt – hier sind wir wieder beim Thema Perspektive und Lebensumstände. Was jede:r einzelne von uns als authentisch versteht, hängt von uns und unseren individuellen inneren und äußeren Umständen ab.
Wir können es wahrscheinlich nie wirklich wissen, bis wir die Personen „in echt“ treffen. und selbst dann…wir Menschen sind komplexe Wesen und es gibt meist immer mehr zu entdecken…🤓

Vor einer Weile habe ich auch eine Podcast Episode über Authentizität aufgenommen. Diese ist in englischer Sprache. Du kannst die Folge hier finden oder indem du den Podcast „Seelenwege“ von Katja Deborah und die Episode „Is your authenticity up to date?“ auf den gängigen Podcast Plattformen suchst.

3. Wenig Inspiration

Es gab eine Zeit, in der ich Instagram inpirierend fand. Zum Beispiel half es mir, andere Menschen zu sehen, wie sie sich verletzlich mit ihren mentalen Gesundheitsproblemen zeigten. Das half mir, mich in dunklen Zeiten meines Lebens weniger alleine zu fühlen.  Es gibt eine weitere Haupt-Inspiration und die ist Tanz und die online Tanzschule, die ich so gefunden habe. Sie hat mich so sehr inspiriert, dass ich mittlerwreile meine ersten kleinen Auftritte hier auf Teneriffa hatte.

Den Rest der ungefähren 8 Jahre auf Instagram habe ich mit viel Scrollen und mich halb-gut fühlen verbracht, weil es viel danach aussah, dass andere Menschen einfach aufregendere Leben lebten…

Wo Yoga einst vielleicht inspirerend war, scheint es heutzutage mehr eine Körper- und Selbst-verherrlichende Angelegnheit zu sein, in der es darum geht, zu posen und Bilder zu machen. Wenn ich zurückblicke, kann ich auch sagen, dass das Folgen von Yoga-Profilen mir nicht wirklich mit meinen damaligen Körperbild-Problemen half 😝

Andererseits habe ich mich selbst zunehmend uninspiriert gefühlt, Inhalte zu teilen, weil ich die Vermutung hatte, dass Menschen diese nicht wirklich achtsam, langsam oder genussvoll aufnehmen. Wie konnte ich das von anderen erwarten, während ich es selbst ja auch nicht tat? 😋

4. Laut und ablenkend

In der Selbst-Entwicklungs-Welt können wir auf fast jeder Seite profunde und bewegende Beiträge finden.
Die Sache ist die: selbst wenn ich nur 10 solcher Profile folge und diese an einem Stück lese, denke ich nicht, dass ich tatsächlich die Tiefe dessen, was geteilt wird, aufnhemen kann. Wenn ich lese und weiterscrolle und lese und weiterscrolle und beim dritten oder vierten Post schon nicht mehr den gesamten Post lese sondern ihn überfliege, flacher atme und Stress in meinem System sich erhöht, mmmh…

Ich erlebe, dass Social Media und selbst What’s App, wenn ich dort mehrere Nachrichten habe, ein riesgier Fokus- und Konzentrationskiller für mich sein kann.

David Strayer sagt in seinem Ted-Talk (englisch), dass er und sein Team, nachdem sie Tests mit tausenden von Menschen rund um die Welt durchliefen, feststellten, dass nur etwa 2% von uns Menschen tatsächlich für multi-tasking prädisponiert sind. Der Rest von uns ist es schlichtweg nicht. Von einer Nachricht zur nächsten zu springen ist jedoch ziemlich genau das: Es ist, als wären wir auf einer Party und quatschen schnell mit verschiedenen Menschen, ohne wirklich die Zeit zu nehmen, das zu verdauen, was wir gerade aufgenommen, gelernt, gehört oder gesehen haben. Wenn wir bedenken, dass alles, was in unseren Körper kommt – sei das mental oder physisch – uns auf die ein oder andere Weise formt, dann habe ich den Eindruck, das es viel Sinn macht, die Aufnahme-rate zu entschleunigen und das, was wir konsumieren, wirken zu lassen. Zu sehen, wie es uns in-formiert und prägt.

Desweiteren hat mich Instagram meistens eher davon abgelenkt, mit mir, meinem Leben und meinem Umfeld präsent zu sein.
Ich meine, wann gehen die meisten von uns auf diese Plattform? Ich habe sie meistens genutzt, wenn mir langweilig war, ich auf jemanden gewartet habe oder mir die Zeit vertreiben wollte😌. Manche nutzen sie leider sogar in Gesellschaft mit anderen Menschen, anstatt Konversationen zu folgen oder mal eine unangenehme Stille zu erleben.
Ich vertreibe mir die Zeit zunehmend gerne damit, einfach mal ein oder mehrere Löcher in die Luft zu starren und zu schauen, wie sich das auf mein System auswirkt.

Wer geht auf Instagram, setzt sich bewusst hin und sagt „Jetzt werde ich diesen Teil meiner menschlichen Erfahrung genießen🤩“
Ich habe das tatsächlich geübt und habe auch schon mit einer oder zwei Person gesprochen, die mir erzählten, dass sie es ähnlich nutzen.
Aber ich kann auch sagen, dass es sich für mich schnell in Vergleichungs-Angst und eher schwere Gefühle  wandelt.

Ich wünsche mir für uns Menschen, dass wir ein tieferes Gefühl von Licht und Liebe in uns selbst und der Welt finden – anstatt bearbeiteten Bildern und Filter-bedeckten Stories…

Danke, wenn du bis hierhin gelesen hast und dir meinen Instagram-Wortschwall angehört hast 😁
Ich hoffe, es hat dich auch auf eine gute Art und Weise bewegt ♡