Loslassen wollen oder....

...nichts in uns lässt los, wenn wir es loslassen wollen...

…es möchte erst einmal gesehen, verstanden und ja – ultimativ – geliebt werden.
So kann loslassen geschehen.

Ablehnung lehnt ab – Liebe lässt los.

Liebe kann ein starkes Wort sein.
Also nehme ich an dieser Stelle mal die Wörter „Annehmen“, „Verstehen“, „Anschauen“, „Wahrnehemen“

Der Spruch „Dem, dem du widerstehst, das bleibt bestehen.“ ist ziemlich zutreffend.
Indem wir uns wehren und uns wünschen, dass bestimmte Teile in uns einfach weggehen sollen bekämpfen wir sie.
Mit bestimmten Teilen meine ich hier vor Allem emotionale, mentale, und verhaltensbezogene.
Indem wir sie bekämpfen, geben wir ihnen Energie. Aber eben keine liebevolle und damit lösende Energie.
Sondern eine geladene.
Ein anderes Extrem ist das Ignorieren. Das wiederum raubt uns jedoch ebenfalls Energie, weil wir immer wieder dafür sorgen müssen, diese Teile nicht zu fühlen oder wahr zu nehmen. Ignorieren erfordert ebenfalls Kraft. Es verzerrt also unsere Klarheit im Hier und Jetzt.

Eine andere, und aus meiner Erfahrung effektivste + nachhaltigste Möglichkeit, mit dem Loslassen umzugehen, ist:

Wir geben diesen Teilen in uns neugierige, kooperative und wenn möglich sogar liebevolle und/oder mitfühlende Aufmerksamkeit; begegnen ihnen mit der Absicht, sie kennen zu lernen.
Oder sie schlichtweg einfach mal wahr zu nehmen.

Was kann dann geschehen?

Die Anteile müssen sich nicht mehr so laut bemerkbar machen.
Sie können sich entspannen.
Und wir können klarer fühlen und sehen: Was eigentlich  deren Absicht ist.
Meistens ist deren Absicht, sich sicher, geborgen und zugehörig zu fühlen.
Ist doch eigentlich keine schlimme Absicht, oder?

Wir können also in Kooperation mit diesen inneren Anteilen daran arbeiten, dass ihre Bedürfnisse erfüllt werden.
Indem wir die innere Komponente neu sehen und mit ihr umgehen, bewegt sich etwas in uns. Innere Spannung kann sich lösen. Die Teile in dir, die sich so vehement um deine Aufmerksamkeit bemüht haben, können lockerer lassen. Loslassen.
So können neue innere Muster kreiert werden.
Unser Sytsem wird buchstäblich umprogrammiert.
Von hier aus implementieren sich dann Stück für Stück auch im Außen neue Muster und Erfahrungen.

Diese Arbeit ist vor Allem zu Beginn nicht unbedingt einfach.
Weil wir gelernt haben und uns durch unser Leben hindurch angewöhnt haben, gewisse Dinge nicht zu sehr zu fühlen.
Unsere Vermeidungsstrategien sind teilweise so eingefahren, dass sie uns nicht mal bewusst sind.
Bis wir uns wirklich hinsetzen und gewillt sind, uns tiefer zu verstehen und kennen zu lernen – reinzufühlen.

Offenheit, Demut und die Einstellung, dass wir ein tiefer mysteriöser Ozean sind, aus dem heraus sich immer wieder neue Aspekte präsentieren, sind hier hilfreich.

Und ja, die sanfte Gewilltheit, sich wirklich selbst zu begegnen – den unfassbar schönen als auch den unangenehmen Teilen – ohne irgendetwas weg zu wünschen. Das ist ein Schlüssel zum Lösen von diesen inneren Konflikten.

Solange wir im inneren Krieg sind und bestimmte Teile unserer Selbst einfach weg wünschen, werden sie nicht loslassen.

Diese Teile sind in uns lebendig, weil sie uns irgendwann in unserem Leben einmal geholfen haben, zu überleben, rein zu passen und dazu zu gehören. Damit wir klar kamen in dieser Welt.

Im Laufe des Lebens geschieht es jedoch meist irgendwann, dass bestimmte Mechanismen nicht mehr hilfreich sind.
Sie stehen uns beispielsweise im Weg, erfüllte Beziehungen zu führen und uns wirklich zufrieden und glücklich zu fühlen.

Ich teile mit dir noch einen Teil meiner eigenen Geschichte mit dem Loslassen, um das Ganze noch etwas bildlicher zu gestalten:

Vor einigen Jahren begab ich mich in therapeutische Betreuung, weil ich so sehr unter Essanfällen litt, dass ich es nicht länger ignorieren konnte.

So begann ich, mich wöchentlich mit einer Verhaltenstherapeutin zu treffen.
Sie half mir sehr, meine innere Welt einzuordnen.
In Vieles, was ich in der Vergangenheit getan und erlebt hatte, Klarheit und ein gewisses Verständnis rein zu bringen.
Ich konnte auch zunehmend klarer sehen, was meine Fressanfälle auslöste und konnte klarer sehen, was ich dagegen tun könnte.
Doch ich erinnere mich an den Moment in der Therapie, an dem ich mal wieder über das selbe Thema sprach.
Warum ich mich so fühlte, wie ich mich fühlte. Warum ich die Bewältigungsmechanismen nutzte, die ich nutzte und so weiter…
Ich erinnere mich, wie mir innerlich der Kragen platzte.
Wie ich förmlich den Druck in meinem INNEREN spürte.
Einen Druck, den ich nicht einfach wegreden konnte.
Einen Druck, den ich auch nicht auf meiner Yogamatte „wegpraktizieren“ konnte – was ich damals auch fest entschlossen tat bzw. versuchte.

Der Wunsch nach Erleichterung war so groß, dass ich nach weiteren Wegen suchte um diesen inneren Druck zu lösen. Ich konnte die Essanfälle nicht einfach loslassen.
Und so stieß ich auf eine Form der inneren Arbeit, die zu mir sprach.
Innere Kindes Arbeit auf  körperlich – energetischer Ebene.

Ich spürte instinktiv, dass das mein nächster Schritt sein würde.
Obwohl ich meine Kindheit und Vergangenheit intelektuell schon häufig reflektiert hatte, wusste ich, dass das einfach noch nicht genug war. Weil ich einfach noch die selben Gefühle von innerem Druck hatte…Ich konnte sie vielleicht rational erklären und einordnen – aber sie gingen davon nicht weg!

So begab ich mich also in Körperbewusstseins – basierte Arbeit.
Meine damalige Mentorin sagte oft zu Beginn unserer Sitzung:
„Und denk daran: Die Erlösung liegt auf der anderen Seite des Fühlens der unangenehmen Gefühle.“
Und so tauchten wir in die Emotionen und die korrelierenden körperlichen Empfindungen ein – Stunde um Stunde tauchte ich tiefer in mein Unbewusstsein.
Ich erlebte in einer Sitzung sogar meine Geburt wieder.
Klingt das für dich abstrakt?
Oder einleuchtend?
Ja – in unserem Körper sind alle Erinnerungen gespeichert, die wir jemals mit ihm und der DNA, die in ihm lebt, gemacht haben…das ist also ein ganzer Haufen an unendlich vielen Erinnerungen, huh?

Diese Erinnerungen müssen natürlich nicht alle wieder durchlebt werden.
Doch wenn wir Muster und Gefühle in unserem Leben haben, die immer wiederkehren und uns davon abhalten, uns so zu fühlen, wie wir uns das wünschen – dann macht es wahnsinnig viel Sinn, sich das genauer anzuschauen, beziehungsweise genauer reinzufühlen.

So habe ich mein essgestörtes Verhalten Stück für Stück loslassen können – und auch andere Dinge, die sich nicht mehr bereichernd für meine Seele anfühlten. Ich bin natürlich jetzt nicht „perfekt geheilt“.
Ich suche nach wie vor die Gegenwart und Hilfe von Menschen auf, die auf diese Art und Weise leben und arbeiten.
Weil diese Arbeit Schicht um Schicht in der Tiefe in die Verbindung mit dem wahren, oder tieferen Selbst, der Seele, geht.

Diese Arbeit, die mich so sehr unterstützt hat und es nach wie vor tut, biete ich mittlerweile selbst an.
Ich habe mich selbst darin  2 Jahre ausbilden lassen.
Weil es unglaublich transformativ und heilsam sein kann, in einem Raum gehalten zu werden, in dem eine andere Person uns hilft, die inneren (tiefen) Gewässer zu navigieren.
Weil es stets tiefer geht. Und diese innere Tiefe sich dann auf wundervolle Art nach außen ausdrücken kann.

Loslassen passiert als ein Resultat von inneren Prozessen – es muss nicht erzwungen werden.
Außerdem fühlt es sich so gut an, wenn diese verlorenen, schmerzenden inneren Teile wieder heimkommen dürfen ♡

Ich danke dir, dass du dir Zeit genommen hast, den Artikel zu lesen.
Falls du eine Person kennst, die davon profitieren könnte, teile ihn gerne mit ihr.
 
Liebe Grüße,
Katja